Ein Blick in Tannheims Historie

Von zehntausenden Menschen gebaut

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1984 hat Roland Wehrle eine Idee: Gemeinsam mit dem Tübinger Professor Dietrich Niethammer entwickelte er in der Katharinenhöhe ein Konzept für die familienorientierte Behandlung von krebskranken Kindern und Jugendlichen.

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1990 fällt die Entscheidung zum Bau einer Rehabilitationsklinik

1990 eröffnet Roland Wehrle die Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft der baden- württembergischen Förderkreise krebskranker Kinder. Im Dezember 1990 gründet der Haupt-Initiator gemeinsam mit dem aus der Fernsehserie „Schwarzwaldklinik“ bekannten Schauspieler Klausjürgen Wussow und vielen anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens die Klausjürgen-Wussow-Stiftung (heute Stiftung Deutsche Kinderkrebsnachsorge).

Im Juni 1990 beschließt der Stiftungsrat den Mangel an familienorientierten Nachsorge- plätzen für krebs-, herz- und mukoviszidosekranke Kinder und Jugendliche durch den Bau einer Rehabilitationsklinik zu beheben. Die Stadt Villingen-Schwenningen stellt im Ortsteil Tannheim ein sieben Hektar großes Grundstück kostenlos im Rahmen des Erbbaurechts zur Verfügung. „Wenn Sie kein Geld haben, sind Sie froh darüber“, freut sich Roland Wehrle noch heute über die Zusage des damaligen Oberbürgermeisters. „Uns war wichtig, eine Klinik zu errichten, die sich am Übergang vom Schwarzwald zur Baar harmonisch in die Landschaft einfügt und deren familienfreundliche, lichtdurchflutete, farbenfrohe Atmosphäre mithilft, den Rehabilitationserfolg zu sichern. Geschäftsführer Thomas Müller ergänzt: „Sehr hilfreich war, dass uns die Erbbaupacht immer wieder erlassen wurde. Nur die Erschließungskosten mussten wir bezahlen.“

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In den nächsten Jahren sind 50 Millionen D-Mark geschätzte Baukosten zu sichern. „1994 war unser schwierigstes Jahr“, erinnert sich Roland Wehrle, denn erst im November sagen die Krankenkassen zu, einen Versorgungsvertrag mit der künftigen Nachsorgeklinik zu schließen. Dank unzähliger Spenderinnen und Spender der SWR Landesschau und des Südkuriers sowie eines Landeszuschusses steht das Signal auf Grün. Der Bauantrag wird eingereicht und ein Bauzeitenplan aufgestellt. Am 6. Juli 1995 folgt der erste Spatenstich.

Die Grundsteinlegung der Nachsorgeklinik am 11. Juli 1996 würdigt alle Menschen, die das Vorhaben unterstützen. Der Grundstein trägt die Inschrift: „Viele Menschen haben dieses Haus gebaut.“ Am 26. Oktober 1996 wird das Richtfest gefeiert.

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1997 wird Tannheim eröffnet

Im Oktober 1997 kann die letzte große Finanzierungshürde genommen werden: Ein Banken- konsortium stellt Kredite von 26 Millionen D-Mark bereit. „Das brauchte harte Überzeugungs- arbeit“, blickt Roland Wehrle zurück. „Angesichts der gesundheitspolitischen Diskussionen und der Einschnitte im Rehabilitationswesen wollten die Kreditinstitute damals keine neuen Kliniken mehr finanzieren.“ Am 14. November 1997 wird die Nachsorgeklinik Tannheim eröffnet.

2001 entsteht das Konzept der familienorientierten Rehabilitation für Familien, die ein Kind verloren haben – die „Verwaisten-Rehabilitation“.

Bundeswehr-Standortübungsplatz als größte Herausforderung für Tannheim

2020 birgt neben der Corona-Pandemie eine weitere große Herausforderung:
Nur drei Kilometer von der Klinik entfernt plant die Bundeswehr Schießanlagen für Panzerfäuste, Granatpistolen und Handgranaten. Etwa 740 Fußballfelder groß soll der neue Standortübungsplatz werden und im Gegensatz zum VfB Stuttgart dürfte die Bundeswehr auf ihren „Fußballfeldern“ sogar nachts aktiv werden.
Roland Wehrle und Thomas Müller, die Mitarbeitenden und Patienten sind tief betroffen, doch sie kämpfen darum, Tannheim als Insel der Ruhe zu erhalten.

Und tatsächlich: Im Juli werden alle Pläne für den Bau eines Militärübungsplatzes gestoppt. Die Geschäftsführung ist hocherfreut und dankt allen Unterstützern, Bundesverteidigungsministerin Frau Annegret Kramp-Karrenbauer und Generalinspekteur Herr General Eberhard Zorn.

Roland Wehrle und Thomas Müller sind bis heute dankbar, mit so vielen Mitstreitenden
und speziell der Deutschen Kinderkrebsnachsorge alle Widerstände überwunden zu haben. Beide hoffen, dass ihnen das auch in Zukunft gelingt und sind überzeugt, die Familien- orientierte Reha ist der richtige Ansatz. Die hundertprozentige Auslastung der Reha-Klinik gibt ihnen Recht. Auch deshalb gibt es neue Pläne, für die es den Löwenmut von Tannheim braucht, denn eine Schwesterklinik in Strausberg (Brandenburg) mit 160 neuen Reha-Plätzen soll entstehen.

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