Das Ziel der Onkologie bei Kindern
Das spontane Böse besiegen
Die Diagnose einer Krebserkrankung ist zunächst für jeden Menschen eine Katastrophe. Besonders bei Kindern ist die gesamte Familie mitbetroffen. Nach der Intensivbehandlung in der onkologischen Akutklinik können die körperlichen und seelischen Folgen von bösartiger Erkrankung und deren eingreifender Therapie durch die Rehabilitation abgemildert werden: Der Wiedereinstieg in den Alltag gelingt für alle betroffenen Familienmitglieder mit frischer Kraft und neuem Mut.
Beeindruckender interdisziplinärer Ansatz der Klinik
Dr. Stefan Weis ist als Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, unteranderem mit Schwerpunktbezeichnung Kinderonkologie, in der Nachsorgeklinik Tannheim tätig. An der Art, wie er Dinge erklärt, hört man: Er spricht für Kinder. Selbst komplizierte Sachverhalte vereinfacht er so, dass auch Laien sie leicht verstehen können. Dabei bedient er sich verschiedener Bilder, beispielsweise Unkraut, das im Garten wuchert.
Der 62-Jährige war bis 2019 Leitender Oberarzt im Klinikum Mutterhaus in Trier. Schon von dort aus schickte er Patienten nach Tannheim, weil ihn der Erfolg der interdisziplinären Betreuung seiner Patienten und deren Familien in der Nachsorgeklinik Tannheim tief beeindruckte. Nun bekleidet er in der Klinik die Position des Stellvertretenden Ärztlichen Leiters. Als Chefarzt der Kinderonkologie liegt ihm die bestmögliche Nachsorge für seine Patienten am Herzen.
Bösartige Erkrankungen haben bei Kindern andere Ursachen als bei Erwachsenen
Betrachte man Tumorerkrankungen bei Kindern und Erwachsenen, gebe es große Unterschiede hinsichtlich Art der bösartigen Erkrankungen, Therapie und Prognose. Bei Erwachsenen kann eine ungesunde Lebensweise die Entstehung von Krebserkrankungen begünstigen: Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, Alkohol.
Bei Kindern und Jugendlichen treten bösartige Erkrankungen meist spontan auf. In sehr seltenen Fällen spielt auch die Vererbung eine Rolle. Kinder und Jugendliche hätten noch viele „unreife Vorläuferzellen“, die wuchern – wie Unkraut. Bei Karzinomen Erwachsener würden reife Zellen bestimmter Organe ihre Aufgabe nicht mehr wahrnehmen und wuchern. So beschreibt es der Chefarzt.
Um die Kinder in der Rehabilitation behandeln zu können, sollte ihr Zustand stabil sein. Im Einzelfall würden auch Anschlussbehandlungen durchgeführt, doch üblicherweise beginne die Rehabilitation erst sechs bis acht Wochen nach dem Ende der Intensivbehandlung. Dann sei das Immunsystem schon wieder etwas leistungsfähiger und die Kinder und Jugendlichen können Sport machen oder Kontakt zu den Pferden und Tieren im Streichelzoo haben. Leukämie-Patienten im Besonderen kämen meist in der Phase der Erhaltungschemotherapie.
Jedes Kind hat individuelle Ziele
Die Behandlungsziele werden am Anfang der Reha im Rahmen des Aufnahmegesprächs und der Untersuchung durch Ärzte und Psychologen gemeinsam mit den Betroffenen festgesetzt. Diese sind je nach Kind, Eltern, Geschwisterkindern sehr individuell. Das gilt auch dafür, was die Kinder selbst erreichen wollen. Jedes gesetzte Ziel kann physischer, aber auch psychosozialer Natur sein. Manche möchten zum Beispiel besser gehen, andere einfach nur den Bleistift in der Schule leichter halten können. Oder sie wollen neuen Lebensmut schöpfen.
Detaillierte Informationen zur Onkologie gibt es unter:
www.tannheim.de/wp-content/uploads/2020/02/Tannheim-Onko_November-2019_Web.pdf